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Therapy-Slang: Borderline

| Allgemeines, Führungskräfte, Mitarbeiter,

 

Ein falsches Wort genügt und die Stimmung kippt. Etwas klappt nicht so, wie es sollte, und das Fass läuft über. Das Gegenüber reagiert unerwartet, und ohne Vorwarnung entlädt sich eine unbändige Wut und Schimpfkanonade. Doch schon nach wenigen Stunden ist alles wieder gut. Vielleicht kennen Sie auch Paare, bei denen es turbulent zugeht und die emotionalen Facetten von „himmelhoch jauchzend“, „zu Tode betrübt“ reichen? Nicht selten fällt dann zur Charakteristik der impulsiven Person eine leichtfertig dahin gesagte Bemerkung wie: „Du hast ein Borderline-Syndrom.

 

Laura Kürbitz, EAP-Beraterin bei INSITE, schlüsselt in diesem Beitrag auf, was es wirklich mit dieser Erkrankung auf sich hat und wie man am besten mit dieser umgeht.

 

Über die Borderline-Persönlichkeitsstörung wird in den letzten Jahren vermehrt berichtet, sodass sie inzwischen in aller Munde zu sein scheint. Da viele Betroffene jung sind, häufig unter 30 Jahre, wird in den gängigen sozialen Medien das Thema oft aufgegriffen.

 

Doch die psychische Erkrankung ist weitaus mehr als eine Stimmungsschwankung. Bei Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung gerät das emotionale Gleichgewicht aus der Balance.

 

Borderline beschreibt das Wechselbad zwischen Selbstliebe und Selbsthass. Menschen mit einer Borderline-Erkrankung erleben Gefühle weitaus stärker als andere Menschen. Dies führt dazu, dass sie sich häufig in starker emotionaler Anspannung befinden, was für die Betroffenen selbst auch nur schwer auszuhalten ist. Um sich aus diesem Zustand heraus zu „helfen“, nutzen Patientinnen und Patienten (in der Mehrzahl sind es Frauen, die darunter leiden) starke physische Reize, wie Selbstverletzung. Dazu gehören etwa das sogenannte „Ritzen“ oder mutwillig zugefügte Verbrennungen. Einige konsumieren auch Drogen oder Medikamente zur Spannungsregulation. Menschen mit Borderline-Syndrom testen die Grenzen des Überlebens aus und nicht selten überschreiten sie sie. Diese Formen der Selbstverletzung sind nicht als Suizidversuche, sondern als regulativ zu verstehen. [1]

 

Die gute Nachricht: Die Bordline-Persönlichkeitsstörung ist inzwischen recht gut behandelbar. Stabilität und Struktur können helfen.

 

Aus meiner Erfahrung als Psychotherapeutin weiß ich, dass Menschen die von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind, häufig sehr stark leiden. Manche zeigen dabei ihre Anspannungszustände stark nach außen, aber andere leiden häufig auch ‚still‘, d. h. für das Umfeld nur wenig sichtbar. Menschen mit einer Borderline-Erkrankung sind genauso individuell wie alle anderen Menschen auch. In der EAP-Beratung taucht manchmal die Frage auf, welche Stimmungsschwankungen noch „im Rahmen“ sind. Meine Erfahrung als Psychotherapeutin hilft mir hier in der Beratung, gemeinsam einzuordnen, ob eine Beratung ausreicht, um die Stimmungsschwankungen in den Griff zu bekommen – oder ob ich eine Psychotherapie empfehlen muss.“, so Laura Kürbitz.

 

Langfristig angesetzte Therapien können es schaffen, Personen mit dieser Störung einen lebensbejahenden Alltag zu geben, indem sie ihr Selbstwertgefühl aufbauen. Bei den Therapien geht es darum, Methoden und Strategien zur Spannungsregulation zu verinnerlichen, den Alltag zu bewältigen, Verhaltensmuster abzulegen, aber auch Ursachen für die emotionale Dysbalance zu behandeln.

 

Die Therapie der Borderline-Erkrankung ist heutzutage gut möglich, setzt aber ein gewisses Spezialwissen bei Therapeutinnen und Therapeuten voraus. Eine gut erforschte Therapiemethode ist zum Beispiel die Dialektisch-Behaviorale-Therapie (DBT), die von der Therapeutin Marsha Linehan entwickelt wurde. Linehan litt früher selbst unter den Symptomen einer Borderline-Erkrankung und wurde später zu einer erfolgreichen Professorin und begründete die DBT als etablierte Behandlungsmethode.[2]

 

Eine Borderline-Erkrankung kann auch das Umfeld von Betroffenen großen Belastungen aussetzen. Für viele Menschen ist es schwer auszuhalten, wenn sich ihr Partner, Kind, Elternteil oder eine andere nahestehende Person selbst verletzt oder starke Stimmungsschwankungen die Reaktionen unvorhersehbar machen. Das Beste für die erkrankte Person ist, wenn Angehörige sich über die Erkrankung informieren, um sie besser zu stehen und die Person durch die Therapie mit Verständnis und Wohlwollen begleiten. Gerade weil das viel Kraft kostet, sollten sich die Angehörigen auch selbst um ihr seelisches Wohl kümmern.

 

In keinem Fall sollten wir leichtfertig Menschen mit Diagnosen klassifizieren, die mit einem schweren Leiden einher gehen. Zu allererst um der Betroffenen Willen. Im Umkehrschluss wirft es kein gutes Licht auf uns, wenn wir nachlässig mit unseren Worten umgehen. Worte haben Kraft und Einfluss. Vor allem wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht.

 


[1]

tww-berlin.de/kliniken/krankheitsbilder/borderline/

[2]

www.dachverband-dbt.de/ddbt/was_ist_dbt.