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Chancen und Risiken von zeitflexiblem Arbeiten

Arbeiten wann ich möchte?

| Studien/Reports,

Die sich verändernde Arbeitswelt und neue Kommunikationstechnologien führen dazu, dass das klassische Arbeitszeitenmodell aufgeweicht wird. Klare Grenzen und damit auch eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit verschwimmen. Dies bringt viele Chancen mit sich – jedoch wird auch gewarnt, dass Beschäftigte hierdurch verstärkt belastet werden.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat zu diesem Thema einen aktuellen Bericht herausgegeben. Dieser hebt die Chancen und Risiken hervor.

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit ist eine wesentliche Herausforderung für die zukünftige Gestaltung der Arbeit. Die Gründe, sich für eine freiere Gestaltung der Arbeitszeiten einzusetzen sind vielfältig und kommen sowohl von Arbeitgeberseite, als auch von Arbeitnehmern:

Geänderte Familienmodelle sowie die Pflege von Angehörigen sind nur zwei Gründe, die dafür sprechen, dass Beschäftigte flexible Arbeitszeiten befürworten. Vermehrt sieht man Familienväter, die ihre Kinder morgens in den Kindergarten bringen oder ihren Arbeitstag später starten um morgens gemeinsam mit der Familie zu frühstücken.

Der Arbeitgeber wiederum kann durch die nicht mehr starr festgelegten Zeiten die Personal- und Zeitreserven des Unternehmens besser steuern – und sich dadurch verstärkt an aktuellen betrieblichen Bedürfnissen ausrichten.

Hierbei gibt es folgende Eckdaten zu beachten:

Gesetzliche Ruhepausen und -zeiten

Gesetzlich vorgeschriebene Ruhepausen (z.B. die Mittagspause) und Ruhezeiten (Zeit zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn) dienen der Erholung. Die Gefahr besteht, dass diese durch die individuelle Gestaltung nicht mehr ausreichend berücksichtigt werden. Der Arbeitgeber ist jedoch verpflichtet dafür zu sorgen, dass diese eingehalten werden.

Ein Arbeitnehmer beispielsweise, der an einem Tag später seinen Arbeitstag beginnt, am Folgetag jedoch früher startet, kommt ggf. nicht auf die vorgeschriebenen Ruhezeiten von in der Regel 11 Stunden.

Erweiterte Erreichbarkeit

In manchen Berufen ist eine arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit notwendig. Man spricht hiervon wenn die Arbeitszeiten außerhalb der üblichen Arbeitszeitenmodelle (meist zwischen 7 Uhr und 19 Uhr) liegen. Diese betrifft ca. 20-25 % aller Beschäftigten und dehnt sich auf unterschiedlichste Zeiträume wie z.B. auf den Abend, das Wochenende oder sogar den Urlaub aus.

In einer regulierten Form (z.B. Bereitschaftsdienst) sind die Arbeitsgrenzen z.B. durch den Arbeitsvertrag klar vereinbart. Hier werden die gesetzlichen Vorgaben für die Erholungszeiten berücksichtigt.

In der unregulierten Formen beruhen die Zeiten auf individuellen Absprachen bzw. Freiwilligkeit von Mitarbeitern, beispielsweise wenn die Arbeit in Zeitblöcken geleistet wird, die von längeren Pausen unterteilt werden. So ist es denkbar, dass ein berufstätiger Elternteil morgens – während das Kind in Kindergarten oder Schule ist – ein paar Stunden arbeitet, sich anschließend um das Kind kümmert und den Rest der Arbeitszeit in den Abendstunden leistet.

In internationalen Unternehmen besteht aufgrund von unterschiedlichen Zeitzonen, in denen die Mitarbeiter tätig sind ggf. die Notwendigkeit Telefonkonferenzen außerhalb der normalen Arbeitszeiten zu führen. Ein Arbeitnehmer könnte bis zum Nachmittag normal arbeiten, dann eher Feierabend machen um den Abend-Call mit den Kollegen in den USA von Zuhause aus führen zu können.

Bei diesen Beispielen gibt es zwar eine klare Grenze zwischen Arbeits- und Ruhezeit, jedoch wird die klassische Aufteilung von zwei großen Zeitblöcken (Arbeitszeit und Freizeit) aufgehoben.

Ein weiteres viel diskutiertes Thema ist die Nutzung von mobilen Geräten. Durch den Einsatz von Smartphones sind Mitarbeiter auch außerhalb der regulären Arbeitszeit für Arbeitsbelange erreichbar. Teilweise werden diese Zeiten zentral über das Unternehmen geregelt und beispielsweise die Mailzustellung nach einer gewissen Uhrzeit unterbunden. Oftmals jedoch bleibt dies eine Entscheidung des Mitarbeiters.

Risiken

Eine Gefahr, die durch die erweiterte Arbeitszeit – besonders der unregulierten - besteht ist, dass Ruhezeiten verkürzt werden, wodurch gesundheitliche Risiken entstehen können. Mögliche Folgen sind z.B. Schlafstörungen, mangelnde Erholung, Ermüdung, ein geringeres Wohlbefinden und vermehrte körperliche Beschwerden. Auch das Unfallrisiko steigt bei verkürzten Ruhezeiten.

Darüber hinaus können weitere negative Beanspruchungs­folgen auftreten u.a. ein verstärktes Stressempfinden oder eine höhere Fehleranfälligkeit.

Wer ständig auf das Firmenhandy schaut, dem fällt es schwerer von der Arbeit abzuschalten. Dies kann u.a. zu Unruhe, Stress und einer schlechteren Schlafqualität führen.

Weitere mögliche Folgen können Einschränkungen im Privatleben und damit verbunden eine schlechtere Work-Life-Balance sein, beispielsweise, wenn dann gearbeitet wird, wenn normalerweise private Termine oder aber Zeit mit der Familie ansteht.

Chance

Von Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite wird als Vorteil der flexiblere Einsatz der Arbeitskraft je nach Prioritäten und Arbeitsvolumen gesehen.

Die Entscheidungsfreiheit flexibel über die eigene Arbeitszeit verfügen zu können, wird generell von Arbeitnehmern als positive Ressource wahrgenommen. So können private Verpflichtungen und Termine besser und stressfreier in den Alltag eingebunden werden. Hierunter fallen z. B. Zeiten in denen Kinder versorgt werden, oder aber Zeiten für die Pflege der Eltern. Dies trägt wesentlich zur Work-Life-Balance bei.

Auch Pendler können vom zeitflexiblen Arbeiten profitieren, z.B. indem sie Stauzeiten umgehen und morgens zunächst von Zuhause arbeiten und erst nachdem sich der Verkehr wieder beruhigt hat ins Auto steigen und staufrei zur Arbeit fahren.

Abhängig von eigenen Ressourcen

All diese Punkte sind zunächst einmal abhängig davon, ob die eigene Arbeit generell die Möglichkeit mit sich bringt, zeitflexibel tätig zu sein, ob der Arbeitgeber dies unterstützt und ob der Beschäftigte selbst dies beeinflussen kann und darin einen Mehrwert sieht.

Weiterhin sind die eigenen Ressourcen ausschlaggebend dafür, ob zeitflexibles Arbeiten als Chance oder Risiko gesehen wird. Manchen Beschäftigten entspannt es, wenn er abends nochmal auf sein Handy schaut und sich dadurch einen Überblick verschaffen kann, welche Themen anstehen. Andere sehen dies als Stressor an, da sie nicht abschalten können. Ihnen fällt es schwer nicht auf das blinkende Handy zu schauen und fühlen sich verpflichtet die einkommenden Nachrichten zu lesen und ggf. zu beantworten.

 

Unterstützung durch Beratung

In der EAP-Beratung können sich Beschäftigte individuell beraten lassen wie sie mit zeitflexiblem Arbeiten sinnvoll umgehen können. Dabei ist es irrelevant, ob diese Zeitflexibilität selbst gewählt werden kann oder vom Arbeitgeber vorgegeben wird. Es werden Ressourcen und Stressoren identifiziert und nach einer für den Betroffenen möglichst guten Lösung geschaut.