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Stimmungstief? Herbstblues? Oder Depression?

Eine Depression ist eine ernstzunehmende psychische Krankheit, die jeden treffen kann.

| Allgemeines, Führungskräfte, Mitarbeiter,

Die Depression ist eine weit verbreitete Krankheit: 10 bis 15 % aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens daran.[1] Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher, denn in der Öffentlichkeit wird die Erkrankung wenig wahrgenommen und oft nicht erkannt oder missverstanden. Genau wie Bluthochdruck oder Diabetes ist eine Depression eine Erkrankung, die jeden treffen kann – unabhängig von Beruf, Alter und sozialem Stand. Eine Depression ist weder „Einbildung" noch ein „Sich‐Hängen‐Lassen“, aus dem Betroffene herauskommen, wenn sie sich nur „ordentlich zusammenreißen“. Stattdessen ist eine Depression eine häufige, ernstzunehmende und diagnostizierbare Erkrankung, die gut behandelbar ist.

Betroffene scheuen sich oft, Unterstützung in Anspruch zu nehmen und denken, sie müssten selbst herauskommen, seien nur „zu schwach“. Das ist jedoch nicht der Fall. Depressionen sind Erkrankungen, für deren Heilung es ausgebildete Psychotherapeuten gibt. Dabei ist es umso besser, je frühzeitiger sich Betroffene Unterstützung suchen.

Aber fangen wir von vorne an.

Depression – Was ist das eigentlich?

Jeder von uns kennt sicherlich melancholische Phasen, Tage mit gedrückter Stimmung und das Gefühl von Traurigkeit – manchmal ohne einen wahrnehmbaren Grund. Dieses Empfinden ist völlig normal und erst einmal nicht besorgniserregend. Im Gegensatz zu diesen „normalen“ Phasen der Abgeschlagenheit ist eine Depression eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die psychotherapeutischer Unterstützung bedarf.

Im Gegensatz zu „normalen“ Stimmungstiefs, erleben Menschen in depressiven Phasen noch ausgeprägtere Gefühle, z. B. an Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit. Das Gefühlserleben ist sozusagen in den negativen Bereich verschoben und dort stärker ausgeprägt und angenehme Gefühle werden weniger oder gar nicht mehr wahrgenommen. Dadurch sind Betroffene in ihrem Alltag und ihrer Lebensführung beeinträchtigt. Es kann allerdings auch gegenteilig eine komplett lähmende und quälende Abwesenheit von Emotionen, also ein Gefühl der Gefühllosigkeit eintreten und damit einhergehend ein Abhanden sein der eigenen Lebendigkeit.

All diese Anzeichen können auch völlig angemessen nach z. B. schweren Schicksalsschlägen auftreten. Wenn sie allerdings nicht zeitlich begrenzt, sondern über längere Zeit hinweg oder ohne erkennbaren Grund auftreten, begleitend von dem Gefühl, sich selbst nicht mehr aus diesem Tief befreien zu können, dann ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen. Hier kann im ersten Schritt EAP Unterstützung bieten. Aber auch dann, wenn man sich „nur“ manchmal niedergeschlagen, mutlos und erschöpft fühlt, kann ein Gespräch mit einem Experten sinnvoll sein.

Wie entsteht eine Depression?

Es gibt verschiedene Auslöser für eine Depression. Meist ist es ein Zusammenspiel von psychischen, biologischen und sozialen Faktoren. Bei manchen Menschen kommt die Depression ganz plötzlich – ohne einen sichtbaren Trigger. Andere haben, biologisch und psychisch betrachtet, eine höhere Anfälligkeit, eine Depression zu entwickeln. Dies kann der Fall sein, wenn bereits andere Familienmitglieder unter einer Depression leiden oder gelitten haben. Kommen dann schwere Belastungen wie Stress, Krankheit oder schwerwiegende Verluste hinzu, kann dies eine Depression auslösen.

Wie wird eine Depression sichtbar?

Depressionen zeigen sich in einer typischen Art von Beschwerden, unter denen Betroffene in verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen leiden können.

Typisch sind eine niedergeschlagene Stimmung oder das beschriebene Gefühl der Gefühllosigkeit, Verlust der Fähigkeit, sich an eigentlich schönen Dingen oder Gegebenheiten zu erfreuen oder sich für etwas zu interessieren sowie eine reduzierte Konzentration und Aufmerksamkeit. Auch kann es zu Gedächtnisschwierigkeiten und Antriebsminderung kommen. Dinge, die einem früher im Alltag beiläufig von der Hand gingen, können nun eine riesige oder gar unüberwindbare Hürde darstellen. Trotz Energielosigkeit leiden Betroffene oft unter Schlafstörungen und hängen in Grübel‐ bzw. Kreisgedanken fest. Häufig entwickeln sich zudem körperliche Beschwerden wie Rücken- oder Nackenschmerzen. Appetit- und Gewichtsverlust können vorkommen. Auch geht das Interesse an Sexualität in vielen Fällen verloren.

Auch führen Depressionen häufig zu sozialem Rückzug. Es kann zu einer negativen Erschöpfungsspirale kommen. Der Schweregrad ist von Person zu Person unterschiedlich, bis hin zum völligen Erliegen des normalen Alltags. 

Wird eine Depression nicht erkannt, führt dies zu unnötigem Leiden und zur Gefährdung der Betroffenen: Sie verlieren unter Umständen an Selbstvertrauen und werden von Gefühlen der Wertlosigkeit gequält. In besonders schweren Fällen kann eine Depression sogar in Selbstmordgedanken und -versuchen münden. Um dem im besten Falle vorzubeugen und einen Weg heraus zu finden, ist es wichtig, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Dabei kann Betroffenen geholfen werden, aus der Negativspirale herauszukommen.

 

Betroffene schildern häufig folgendes Erleben und Verhalten:

Das Aufkommen depressiver Gedanken.

  • „Das schaffe ich nicht.“

  • „Das bringt doch nichts mehr.“

  • „Ich bin ein Versager.“

  • „Mir wird alles zu viel.“

  • „Das hat doch ohnehin alles keinen Sinn.“

  • „Ich kann nicht mehr.“

 

Ein depressives Körpererleben.

  • Erschöpfung und Ermüdung

  • Antriebslosigkeit

  • innere Unruhe

  • Schlafstörungen (Schwierigkeiten beim Durchschlafen, frühmorgendliches Erwachen)

  • Appetitverlust

  • Gewichtsverlust

  • Verlust des sexuellen Verlangens

 

Ausdruck depressiver Gefühle.

  • Traurigkeit

  • innere Leere

  • Schuldgefühle

  • Angst

  • Hoffnungslosigkeit

  • Fehlen von Freude und Interesse (an Dingen, die früher von Interesse waren)

 

Ein depressives Verhalten.

  • sich zurückziehen, keine Freunde mehr treffen

  • Aktivitäten aufgeben

  • sich nichts mehr zutrauen

  • keine Entscheidungen mehr treffen

  • im Bett bleiben, nicht mehr aufstehen

  • Alltagspflichten vernachlässigen
     

Selbsttest[2]

Sind Sie nur „schlecht drauf“ oder liegt vielleicht eine Depression vor?

Antworten Sie mit „ja“, wenn eine der folgenden Aussagen seit mehr als zwei Wochen zutrifft.

  1. Sie sind oft ohne Grund bedrückt oder mutlos.

  2. Sie können sich schlecht konzentrieren und fühlen sich oft schon bei kleinen Entscheidungen überfordert.

  3. Sie haben keinen Antrieb mehr, empfinden oft eine bleierne Müdigkeit und/oder eine innere Unruhe.

  4. Selbst Dinge, die Ihnen sonst Freude gemacht haben, interessieren Sie jetzt nicht mehr.

  5. Sie haben das Vertrauen in Ihre eigenen Fähigkeiten verloren.

  6. Sie quälen sich mit Schuldgefühlen und Selbstkritik.

  7. Sie zermartern sich den Kopf über die Zukunft und sehen alles schwarz.

  8. Am Morgen ist alles am schlimmsten.

  9. Sie leiden an hartnäckigen Schlafstörungen.

  10. Sie ziehen sich von Kontakten zurück.

  11. Sie haben körperliche Symptome, für die keine organische Ursache gefunden wurde.

  12. Sie haben keinen oder wenig Appetit.

  13. Sie haben keine Lust mehr auf Sexualität.

  14. Sie sind verzweifelt und möchten nicht mehr leben.

Sämtliche Fragen, die mit „ja“ beantwortet werden, zählen 1 Punkt, die Frage 14 zählt dagegen 5 Punkte. Wenn Sie eine Punktzahl von 5 und mehr erreichen, könnte dies ein Zeichen für eine Depression sein. Eine Depression ist eine behandelbare Erkrankung, wofür es ausgebildetes Fachpersonal gibt.

Wenden Sie sich an Ihre:n Hausarzt/Hausärztin oder an Ihre:n EAP-Berater:in.

Den Kreislauf durchbrechen

Was können Sie tun, wenn Sie depressive Anzeichen an sich entdecken?

Als erster Schritt lohnt sich immer der Gang zum Hausarzt/zur Hausärztin. Diese:r kann Ihre Situation einschätzen und den Behandlungsweg planen. Er/sie kann bei Bedarf eine Empfehlung für eine ambulante Psychotherapie aussprechen und mit Ihnen gegebenenfalls auch über eine Medikation nachdenken.

Auch kann sich der Kontakt zu einem:r Psychiater:in lohnen. Diese:r ist spezialisiert im Erkennen von psychischen Erkrankungen und kann Ihnen gerade im Bereich der medikamentösen Behandlung fachkundig zur Seite stehen. Sie können sich jedoch auch direkt an eine:n Psychotherapeut:in wenden. Diese:r wird eine ausführliche Diagnostik mit Ihnen durchführen und mit Ihnen gemeinsam klären,ob eine Psychotherapie zu empfehlen ist und wenn ja in welcher Form.

EAP kann helfen

Sie können auch jederzeit Kontakt zur EAP-Beratung aufnehmen: Mehr als zwei Drittel aller Klient:innen, die sich an ein EAP wenden, leiden unter depressiven Symptomen.[3]

In der EAP-Beratung erhalten Sie z. B. Unterstützung bei der Einordnung Ihrer Beschwerden und beim Planen des weiteren Weges. Es kann gemeinsam ein Umgang mit schweren Lebenslagen und Beschwerden sowie ein Weg hin zu mehr Wohlbefinden erarbeitet werden. Bei Wunsch kann auch eine weitere therapeutische Anbindung initiiert werden. EAP-Beratung hilft in vielen Fällen, das Leid zu mindern oder sogar vollständig aus dem Leben zu verbannen: 88 % der Klienten, die sich an EAP gewandt haben, berichten, dass sie „nun Wege gefunden haben, besser mit ihrem Problem umzugehen“.[3]

Wie eine Studie des Tufts Medical Centers in Boston zeigt[4], wirkt EAP: Schon wenige Stunden Beratung reichten aus, um mehr als ein Drittel der Klient:innen von ihrer depressiven Symptomatik zu befreien. Im Vergleich: nur 10 % der Personen, die keine Unterstützung hatten, erreichten das gleiche Ergebnis.

Neben der EAP-Beratung (meinEAP oder TALINGO EAP) unterstützen wir von INSITE Sie zudem bei der Suche nach einem Facharzt und/oder nach einem geeigneten Behandlungsplatz (über unseren sogenannten „Lotsendienst“). Diese Dienstleistung ist fester Bestandteil eines guten EAP und kann in vielen Fällen dafür sorgen, dass Betroffene schneller adäquate Behandlung in Anspruch nehmen können. Um eine Wartezeit zwischen Kurzzeitberatung und Therapiestart zu nutzen, bietet unser team4u einzelnen Klient:innen die Möglichkeit, an einer Reise zu den eigenen Ressourcen teilzunehmen.

Ob Depression oder unbestimmte Gefühle von Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit: EAP hilft und lohnt sich am Ende für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen. Denn wer sofort Beratung in Anspruch nimmt und zudem Hilfe bei der Therapieplatzsuche erhält, ist schneller wieder lebensfroh. Auch kann ein Ausfall bei der Arbeit verhindert oder verkürzt werden und die Arbeitszeit produktiver und für alle Beteiligten zufriedenstellender gestaltet werden[5].

Depressionen sind insgesamt gut erforschte und behandelbare Erkrankungen – je früher man damit beginnt, umso besser. Dabei gibt wirksame und spezifisch entwickelte Behandlungsformen (z. B. Verhaltenstherapie oder interpersonelle Therapie[6]).

Scheuen Sie sich also nicht davor, uns zu kontaktieren, wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt – ganz gleich, was es ist. Als unabhängige Beratung sind wir jederzeit für Sie da.

 

Weitere Tipps und Informationen zum Thema Depression gibt es in unserem Live-Talk "Depressionen".

 

 

Quellen:

[1] Bromet, E., Andrade, L. H., Hwang, I., Sampson, N. A., Alonso, J., Girolamo, G. et al. (2011). Cross-national epidemiology of DSM-IV major depressive episode. BMC Medicine, 9 (90), 1-16.

[2] Selbsttest: Bündnis gegen Depression e.V., Nürnberg

[3] Hargrave, G.E., & Hiatt, D. (2007). The EAP Treatment of Depressed Employees – Implications for Return on Investment. Retrieved from www.mhn.com/static/pdfs/The_EAP_Treatment_of_Depressed_Employees.pdf

[4] Lerner, D., Adler, D. A., Rogers, W. H., Chang, H., Greenhill, A., Cymerman, E., & Azocar, F. (2015). A randomized clinical trial of a telephone depression intervention to reduce employee presenteeism and absenteeism. Psychiatric Services, 66(6), 570-577.

[5] Rost, K., Smith, J. L., & Dickinson, M. (2004). The effect of improving primary care depression management on employee absenteeism and productivity a randomized trial. Medical Care, 42(12), 1202-1210.

[6] J. Butcher, S. Mineka, J. Hooley (2009): Klinische Psychologie. München, Boston, San Francisco u.a.: Pearson Studium, S. 324 ff)