Burnout oder Depression? Was wir heute wirklich wissen und was nicht.

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Burnout überall? Der Eindruck täuscht nicht ganz.

Burnout ist seit Jahren in aller Munde – in Medien und Öffentlichkeit, in Gesprächen unter Kolleg:innen, in Seminaren, mittlerweile sogar in Bewerbungsgesprächen. Studien zeigen, dass in den letzten Jahren sich immer mehr Menschen ausgebrannt fühlen, vor allem in stressbelasteten Berufen wie Pflege, Bildung oder IT. Besonders besorgniserregend ist, dass es häufiger jüngere Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren betrifft.

Beispiel: Eine große internationale Auswertung zeigte, dass über 30 % der Pflegekräfte weltweit unter Burnout leiden, mit einem klaren Anstieg zwischen 2012 und 2022 (Zhang et al., 2022, Journal of Affective Disorders).

 

Ist Burnout eine Krankheit? Nicht ganz.

Burnout ist keine anerkannte psychische Krankheit wie etwa eine Depression. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet Burnout in der ICD-11 als ein „berufsbezogenes Phänomen“. Es entsteht durch chronischen Stress, der nicht erfolgreich bewältigt wird. Dabei ist jedoch wichtig, dass mit „Beruf“ nicht nur die klassische Erwerbstätigkeit gemeint ist, sondern tätigkeitsbezogen verstanden werden muss, also auch Tätigkeiten wie Haushalt, Kinderversorgung, Pflege von Angehörigen, Ehrenämter etc. meint. 

Typische Symptome sind:

  • Erschöpfung
  • Eine ausbleibende Erholung durch normale Ruhezeiten
  • Zynismus, Gereiztheit oder emotionale Distanz
  • Gefühl, weniger leistungsfähig zu sein
    (Quelle: WHO ICD-11, 2019)


Burnout oder Depression: wo ist der Unterschied?

Hier wird’s spannend: Viele Symptome von Burnout ähneln denen einer Depression, etwa Müdigkeit, Interessenverlust oder Konzentrationsprobleme. 

Es gibt aber klare Unterschiede:

BurnoutDepression
Arbeits- und tätigkeitsbezogen* bedingtLebensübergreifend
Erschöpfung im TätigkeitskontextTiefe Niedergeschlagenheit, oft ohne klaren Auslöser
Selbstwert meist erhaltenOft starke Schuld- oder Wertlosigkeitsgefühle
Keine SuizidgedankenSuizidgedanken können vorkommen

Deutsche S3-Leitlinie Depression (DGPPN, 2022)

*Dabei ist wichtig, dass „Arbeit“ hier inklusiver verstanden werden muss.

 

Kann Burnout zu Depression führen?

Ja, und das ist ein wichtiger Punkt. Studien zeigen, dass Burnout das Risiko für eine klinische Depression deutlich erhöht. Umgekehrt können Menschen mit Neigung zu Depression oder Angst auch schneller ein Burnout entwickeln, wenn sie starkem Arbeitsstress ausgesetzt sind. D.h. die beiden Phänomene sind nicht völlig unabhängig voneinander und können sich wechselseitig bedingen.

Eine Studie mit Pflegekräften in Malawi zeigte, dass Burnout-Betroffene drei Mal häufiger depressive Symptome entwickelten als andere (Muliira et al., 2022, BMC Nursing).

 

Was hilft: Ruhe oder Therapie?

Die Behandlung hängt davon ab, was wirklich vorliegt. Einfach nur Urlaub machen oder mal so richtig ausschlafen hilft bei einer Depression nicht. 

Bei Burnout helfen Stressabbau und Ruhe, eine Wiederherstellung der Erholungsfähigkeit (bspw. Wiederherstellung des Schlafs), ggf. Coaching oder tätigkeitsbezogene Veränderungen.

Bei Depression braucht es ambulante oder stationäre Psychotherapie, manchmal auch Medikamente.

Eine gute Diagnostik entscheidet dabei, welcher der richtige Weg ist. 

Nicht jede Erschöpfung hat einen mentalen Hintergrund, deshalb ist der Besuch beim Hausarzt immer wichtig, um körperliche Ursachen auszuschließen.

 

Burnout ist real, aber keine Schublade.

Burnout ist keine Modeerscheinung, aber auch nicht das Gleiche wie eine Depression. Wer sich ausgebrannt fühlt, sollte nicht zögern, Hilfe zu suchen und idealerweise diagnostisch abklären lassen, ob mehr dahintersteckt. 

Denn nur wenn wir genau hinschauen und „hinschauen lassen“, finden wir die richtige Unterstützung.

Das niederschwelligste und schnellste Angebot ist die Nutzung des EAP. Ein Unterstützungsangebot, dessen Besonderheit darin liegt, dass Arbeitgeber dieses Unterstützungsangebot für die Mitarbeitenden vorhalten und diese es kostenfrei nutzen können.

Tipp: Eine parallele Konsultation des Hausarztes ist kein Widerspruch.

 

Quellen

  • Zhang Y. et al. (2022). Global prevalence and trends in burnout among nurses: Systematic review and meta-analysis. J Affect Disord.
  • WHO (2019). ICD-11 Classification of Burnout.
  • DGPPN (2022). Nationale Versorgungsleitlinie Depression.
  • Muliira R.S. et al. (2022). Burnout and depression among healthcare workers in Malawi. BMC Nursing.
  • West C.P. et al. (2022). Changes in burnout and work-life balance in US physicians during COVID-19. Mayo Clinic Proceedings.
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