Viele Frauen erleben im Laufe ihres Lebens Herausforderungen rund um ihre Gesundheit – sei es starke Menstruationsschmerzen, hormonelle Umstellungen, unerfüllter Kinderwunsch, eine Fehlgeburt oder die Wechseljahre.
Oft sind diese Erfahrungen mit Schmerz, Scham oder Unsicherheit verbunden – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Und immer wieder kommt dann die Frage auf:
„Warum redet da eigentlich niemand drüber?!“
Geteilte Erfahrung ist entlastete Erfahrung
Wir wissen, wie viel Kraft allein in der Tatsache liegt, gehört zu werden. Frauen berichten von Beschwerden, die seit Jahren bestehen – aber noch nie ausgesprochen wurden. Oder sie sagen Dinge wie:
„Ich hab‘ gedacht, ich spinne – bis ich mal mit einer Freundin drüber geredet hab, der es genauso geht.“
Viele Belastungen verlieren einen Teil ihrer Schwere, wenn sie geteilt werden dürfen. Der Austausch mit anderen Frauen – sei es im Kolleg:innenkreis, im privaten Umfeld oder in moderierten Formaten – hat das Potenzial, zu entlasten, zu normalisieren und Selbstwert zurückzugeben.
Warum wir nicht reden – obwohl so viele betroffen sind
Dass Frauengesundheit häufig unsichtbar bleibt, liegt nicht an mangelnder Relevanz. Es liegt am historischen und kulturellen Umgang mit diesen Themen. In der westlichen Medizin galt jahrhundertelang der männliche Körper als Standard. Beschwerden von Frauen werden oft verharmlost, nicht ernst genommen oder auf „Hormone“ reduziert. Frauen lernen früh, zu funktionieren, sich zusammenzureißen und sich anzupassen.
„Manche Klientinnen erzählen von jahrzehntelangen Beschwerden, die sie nie benannt haben, weil sie dachten, das sei nur bei ihnen so – bei allen anderen scheint der Körper einfach zu funktionieren, erzählt Katharina Staben, EAP-Beraterin bei INSITE.
Und so entsteht ein kollektives Schweigen – in dem sich jede einzelne Betroffene allein fühlt.
Und das, obwohl Frauen mit unübersehbaren körperlichen Veränderungen über ihre Lebensphasen zu tun haben. Eine verbesserte Körperwahrnehmung, das Aneignen von Körperwissen und der gemeinsame Erfahrungsaustausch stärkt und ermöglicht Frauen die so häufig genannte „Selbstfürsorge“ nochmal ganz neu.
„Ich sehe das in der Beratung häufig: Sobald eine Frau merkt, dass sie nicht allein ist mit ihren Sorgen, entspannt sich etwas. Nicht unmittelbar körperlich – aber seelisch. Und das macht einen riesigen Unterschied.“, führt Katharina Staben weiter aus.
Psychische Gesundheit beginnt mit Sichtbarkeit
Es braucht keine großen Initiativen, um ins Gespräch zu kommen. Oft reicht ein sicherer Rahmen – und ein offenes Gegenüber. Zum Beispiel:
- Ein vertrauliches Gespräch unter Kolleginnen, Freund:innen oder Familie
- Ein themenspezifisches internes Forum oder Netzwerk
- Impulse im Rahmen von Gesundheits- oder Diversity-Wochen
- Moderierte Gruppengespräche oder Workshops mit psychologischer Begleitung
Was wir als EAP-Anbieter beitragen können
Unser Auftrag ist nicht, medizinische Diagnosen zu stellen, aber wir bieten Raum:
Für Sorgen, für Unsicherheiten, für all das, was sonst keinen Platz hat oder zum allerersten Mal ausgesprochen werden darf.
„Viele Frauen kommen mit einem Wunsch nach Optimierung in die Beratung – leistungsfähiger, effizienter oder resilienter sein zu wollen - und entdecken, dass es eigentlich um mehr geht: um das eigene Verhältnis zum Körper, zur eigenen Rolle, zu dem, was sie glauben leisten zu müssen.“, erläutert Katharina Staben.
Dabei geht es nicht um Pathologisierung – sondern um Entlastung. Um Orientierung. Und oft auch darum, mit mehr Selbstverständnis über Dinge zu sprechen, die bisher im Verborgenen lagen.
Fazit: Reden hilft. Und verbindet.
Zum Internationalen Tag der Frauengesundheit möchten wir ermutigen: Schafft Räume für Austausch. Im Unternehmen, im Alltag, in euch selbst.
Denn Frauengesundheit ist nicht nur ein medizinisches Thema – sondern auch ein Beziehungsthema.
Und manchmal ist die wichtigste Botschaft einfach:
Du bist nicht die Einzige. Und das, was du erlebst, darf Raum haben.