Kürzlich fand der Mental Health Day statt – ein Anlass, der uns jedes Jahr daran erinnert, wie zentral unsere seelische Gesundheit für unser Leben ist. Und trotzdem merken wir oft erst, wie wichtig sie ist, wenn sie ins Wanken gerät.
Dabei betrifft mentale Gesundheit uns alle in jeder Lebensphase, in jedem Lebensbereich. Sie beschreibt unser psychisches Wohlbefinden: die Fähigkeit, mit Stress und Herausforderungen umzugehen, Beziehungen zu gestalten, das Leben zu genießen und uns selbst als handlungsfähig zu erleben. Kurz gesagt: Sie ist kein Zustand, sondern ein dynamisches Gleichgewicht.
Erste Signale erkennen
Viele Menschen bemerken erst spät, dass ihre seelische Gesundheit leidet. Typische Warnzeichen sind etwa anhaltende Erschöpfung trotz Schlaf, Reizbarkeit, Unruhe, Konzentrationsprobleme oder Rückzug. Auch körperliche Beschwerden ohne klare Ursache können ein Hinweis sein. Das Entscheidende ist, wahrzunehmen, wenn „etwas anders“ ist – körperlich, gedanklich, emotional oder im Verhalten. Diese Signale sind keine Schwäche, sondern eine Art innere Akkuanzeige: Unser System zeigt uns, dass wir an unsere Grenzen stoßen.
Frühes Handeln
Der richtige Zeitpunkt zum Handeln? Sobald wir merken, dass es uns nicht gut geht. Das kann heißen, innezuhalten und sich zu fragen: Was brauche ich gerade? Wenn das eigene Befinden über Wochen beeinträchtigt ist oder die Erholung ausbleibt, ist es an der Zeit, sich Unterstützung zu holen. Das können Gespräche, Ärzt:innen, Therapeut:innen oder eine externe Mitarbeitendenberatung wie INSITE sein.
Prävention beginnt nicht erst mit einer Diagnose, sondern mit Selbstfürsorge.
Selbstfürsorge im Alltag
Selbstfürsorge klingt oft nach Wellness, meint aber etwas anderes: einen achtsamen, realistischen Umgang mit sich selbst. Dazu gehören z. B.:
- regelmäßig innehalten und sich fragen, wie es einem geht
- Pausen wirklich ernst nehmen
- Grenzen erkennen und respektieren
- Prioritäten setzen und auch mal Nein sagen
- soziale Kontakte pflegen, Bewegung, Kreativität, Schlaf und gute Ernährung als Energiequellen
Stress ist übrigens nicht grundsätzlich ungesund, Dauerstress aber schon. Wer regelmäßig für Erholung sorgt, schützt sich nachhaltig.
Hilfe holen ist Stärke
Trotz wachsender Sensibilisierung fällt es vielen Menschen schwer, über seelische Belastungen zu sprechen oder Hilfe anzunehmen. „Ich muss das doch allein schaffen“ – diesen Satz hören unsere Berater:innen oft. Dabei sind wir Menschen soziale Wesen: Unterstützung zu suchen und anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung.
Je früher man sich Hilfe holt, desto besser. Wenn der Alltag schwerfällt oder belastende Gedanken und Gefühle über Wochen bleiben, ist das ein klares Signal. Hilfe zu suchen ist einer der wichtigsten Resilienzfaktoren überhaupt.
Wie offen wir über psychische Belastungen sprechen, hängt oft von unserer Prägung, dem Umfeld und auch der Generation ab. Noch immer ist das Thema mit alten Rollenbildern verknüpft. Doch Offenheit beginnt im Kleinen: Wenn Kolleg:innen oder Führungskräfte ehrlich sagen, dass auch sie mal erschöpft sind, schafft das Nähe und Vertrauen. Es macht Mut, selbst ehrlich zu sein.
Sprache spielt dabei eine große Rolle. Weg von Begriffen wie „Psycho“ oder „verrückt“, hin zu einem einfachen „Wie geht’s dir wirklich?“
Mentale Gesundheit als Lebenskunst
Mentale Gesundheit bedeutet nicht, immer 100 % leistungsfähig zu sein. Es geht darum, mit den eigenen Schwankungen gesund umzugehen und das Leben in seiner ganzen Bandbreite zuzulassen. Manchmal müssen wir gar nicht mehr tun, sondern einfach sein lassen: das entfalten, was in uns liegt, uns selbst Raum geben.
Wir sind dann mental gesund, wenn wir authentisch sind, unser Potenzial leben, uns engagieren und wachsen dürfen, egal, ob im Beruf, in der Familie, im Hobby oder einfach im Alltag.
Mentale Gesundheit ist kein Luxus, sondern Grundlage
Mentale Gesundheit ist kein Extra, das wir uns gönnen dürfen, wenn alles andere erledigt ist. Sie ist die Basis für alles: für Lebensfreude, Kreativität, Leistungsfähigkeit und Verbundenheit.
Jeder Tag ist ein guter Tag, um sich zu fragen: Wie geht es mir gerade wirklich und was brauche ich heute? Oft beginnt mentale Gesundheit genau mit dieser einen ehrlichen Frage.