BGM – Betriebliches Gesundheitsmanagement. Das beschreibt die Gestaltung, Lenkung und Entwicklung betrieblicher Strukturen und Prozesse, um Arbeit, Organisation und Verhalten am Arbeitsplatz gesundheitsförderlich zu gestalten. Das ist in der Theorie einfach zu beschreiben, doch was können Führungskräfte konkret tun, um ihre Mitarbeitenden zu stärken? Wie machen sich überlastete Mitarbeitende überhaupt bemerkbar? Und wie erreichen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden, damit Unterstützung auch wirklich angenommen werden?
Im Gespräch mit Latifa Baddour, Psychologin und EAP-Beraterin bei INSITE, beantworten wir diese und weitere Fragen und decken auf, wie Sie Ihre Mitarbeitenden richtig unterstützen und Ihr Unternehmen nachhaltig stärken.
Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass ein gutes Arbeitsklima nicht optional, sondern unabdingbar ist, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten. In einer Umfrage für den Fehlzeitenreport der AOK unter 2.007 Erwerbstätigen im Alter von 16 bis 65 Jahren hat die Krankenkasse den Zusammenhang von Unternehmenskultur und Gesundheit untersucht. Das Ergebnis: Beschäftigte, die ihre Unternehmenskultur negativ erleben, leiden häufiger unter psychischen Beschwerden. Entscheidend ist dabei offenbar das Arbeitsklima. (1)
„Eine vertrauensbasierte und wertschätzende Zusammenarbeit ist wichtig. Die zeigt sich in den Beziehungen der Arbeitnehmenden untereinander, zu den Führungskräften und zum Unternehmen selbst.“, so Latifa Baddour.
Beim Betriebsklima spielt u. a. der Führungsstil der Vorgesetzten, die Arbeitsbelastung, Kommunikation, der Zusammenhalt im Team und die Arbeitsbedingungen eine wichtige Rolle.
Eine hohe Arbeitslast sowie schlechte Arbeitszeiten oder fehlende Arbeitszeitmodelle können das Klima negativ beeinflussen - Sie können zu Stress, Hektik und Überforderung führen.
„Wir haben z. B. zahlreiche Mitarbeitende beraten, die mit der Homeoffice-Regelung ihres Unternehmens nicht einverstanden waren und dadurch sehr belastet waren. Wenn die Führungskraft Arbeitsbedingungen und Arbeitszeitregelungen mitgestalten kann, sollte sie es im Sinne der Mitarbeitenden tun und dadurch zu einem guten Betriebsklima beitragen.“, erklärt Latifa Baddour.
Eine Führungskraft, die wertschätzt, konstruktive Kritik gibt, fordert und fördert sorgt für ein besseres Arbeitslima als eine mit einem autoritären Stil. Ein offener, respektvoller Umgang ist für das Verhältnis zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften dabei entscheidend.
Was aber, wenn Mitarbeitende dennoch belastet sind - Wie können Führungskräfte Schieflagen und Überlastung ihrer Mitarbeitenden erkennen?
„Jegliche Abweichung vom vertrauten Verhalten des Mitarbeitenden, die wiederholt beobachtet wird, ist zu beachten. Dies kann sich auf vier Ebenen bemerkbar machen: emotional, kognitiv, physisch und auf der Verhaltensebene. Typische Anzeichen für Stressreaktionen können z. B. folgendermaßen erkennbar werden: Wenn jemand sonst eher gelassen ist und plötzlich leicht reizbar, genervt, dünnhäutig oder ungeduldig reagiert oder vor allem negative Gedanken äußert und ständig in Ablehnung oder Widerstand geht oder sich in Meetings sehr zurück hält, obwohl er/sie sich normalerweise rege beteiligt.“, erläutert Latifa Baddour.
Noch besser als die Schieflagen zu erkennen, wenn sie sich bereits manifestiert haben, ist ein frühes Erkennen von ersten Anzeichen, um tiefergreifende Missstände zu vermeiden.
„Führungskräfte sollten sich im kontinuierlichen Gespräch mit ihren Mitarbeitenden befinden, um ein Verständnis über deren Workload, Belastbarkeit, individuelle Stärke und Lernfelder zu entwickeln und zu berücksichtigen. Auf eine drohende Überlastung kann beispielsweise mit einer Reduzierung des Workloads, Unterstützung bei der Priorisierung der Aufgaben bis hin zu Empfehlungen einer Beratung oder eines Coachings reagiert werden.“, beschreibt Latifa Baddour.
Wichtig hierbei ist, die Gespräche stets auf Augenhöhe mit aufrichtigem Interesse und Neugier zu führen. Es geht nicht um die Kontrolle der Mitarbeitenden, sondern um einen authentischen und empathischen Umgang, der die Bindung zu den Mitarbeitenden nachhaltig aufbauen und stärken soll.
„Eine wertschätzende Kommunikation kann durch Ich-Botschaften, einer Argumentation auf der Sachebene sowie durch Anerkennung zum Ausdruck gebracht werden. Begegnet man Mitarbeitenden mit aufrichtigem Interesse, so nehmen sie es auch genauso wahr. Das negiert den Verdacht auf Kontrolle. Auch Anerkennung sollte gezielt und konkret ausgedrückt werden: Das kann zum Beispiel ein erfolgreiches Projekt, eine gute Lösungsidee oder auch eine besondere Kompetenz sein.“, erläutert Latifa Baddour.
Genauso wie die äußere Unterstützung der Mitarbeitenden durch Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzte, ist auch die innere Stärkung wichtig, um mit Belastungen gut umgehen zu können.
„Wenn es Mitarbeitenden gelingt, die eigenen inneren Ressourcen zu stärken, sind sie für Herausforderungen gut gewappnet und unabhängiger von anderen bei der Bewältigung ihrer Probleme.“, beschreibt Latifa Baddour.
Nicht außer Acht zu lassen, sind die stetigen Veränderungen mit denen wir in den letzten Jahren konfrontiert werden. Diese Veränderungen greifen nicht nur in unser alltägliches, sondern auch in unser berufliches Leben ein und verändern unsere Arbeitsweisen.
„Die Anforderungen an Führungskräfte im Umgang mit der psychischen Mitarbeitergesundheit haben sich in der Pandemie verändert und gestalten die Zusammenarbeit teilweise herausfordernder. Es ist sehr viel schwieriger geworden die Gesundheit der Mitarbeitenden in der virtuellen Zusammenarbeit über die Distanz im Blick zu behalten. Hier benötigen Führungskräfte selbst Unterstützung, Schulung und Expertise.“, erläutert Latifa Baddour.
EAP kann helfen
Sie können jederzeit Kontakt zur EAP-Beratung aufnehmen:
Mit unserer EAP-Beratung erhalten Führungskräfte, Mitarbeitende und ihre Angehörigen Unterstützung für breitgefächerte Anliegen. Auch in Hinblick auf den Umgang zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeitenden bieten wir Trainings und Schulungen an und stärken Sie, Ihre Mitarbeitenden und somit nachhaltig Ihr Unternehmen.
Neben der EAP-Beratung (meinEAP oder TALINGO EAP) unterstützen wir von INSITE Sie zudem bei der Suche nach einem Facharzt und/oder nach einem geeigneten Behandlungsplatz (über unseren sogenannten „Lotsendienst“). Diese Dienstleistung ist fester Bestandteil eines guten EAP und kann in vielen Fällen dafür sorgen, dass Betroffene schneller adäquate Behandlung in Anspruch nehmen können. Um eine Wartezeit zwischen Kurzzeitberatung und Therapiestart zu nutzen, bietet unser team4u einzelnen Klient:innen die Möglichkeit, an einer Reise zu den eigenen Ressourcen teilzunehmen.
Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir helfen Ihnen und Ihren Angehörigen gerne weiter und unterstützen Sie bei der Bewältigung Ihrer Belastungen!
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