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Suche nach ambulanten Therapieplätzen gleicht Quadratur des Kreises

| Studien/Reports, Allgemeines, Führungskräfte,

Alexander Ackermann, unser Leiter des Versorgungsmanagements, blickt mit Sorge auf die neuen Veröffentlichungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Trotz einer Zunahme der zugelassenen Psychotherapeutinnen und -therapeuten bleibt die ambulante Versorgungslage angespannt. Was wie ein Widerspruch in sich klingt, hat mehrere Ursachen: Die Nachfrage steigt aufgrund demographischer und gesellschaftlicher Entwicklungen stetig, doch die psychotherapeutischen Ressourcen wachsen nicht dementsprechend mit.

Die Anzahl nach Köpfen hat sich gegenüber 2021 um 1.962 erhöht – ein Plus von 1,1 Prozent (Ärzte: plus 0,4 Prozent, Psychologische Psychotherapeuten: plus 4,1 Prozent). (1) Gleichzeitig nimmt die Zahl der Studierenden im Fach Psychologie stetig zu. (2)

Wenn also die Anzahl der Behandlungsplätze steigen, wieso finden so viele, die auf eine ambulante Therapie warten, keinen Behandlungsplatz?

Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass es nicht zu wenige Therapeutinnen und Therapeuten gibt, sondern dass nur etwas mehr als die Hälfte für die gesetzliche, im Gegensatz zur privaten, ambulanten Versorgung bereitstehen. (3) Das Vergabeverfahren für Kassensitze unterliegt strengen Regularien. Wie viele Psychotherapeuten und -therapeutinnen welche Region braucht, das wurde vor gut 20 Jahren in der Bedarfsplanung für ganz Deutschland festgelegt und seitdem mit komplizierten Berechnungen anhand der aktuellen Bevölkerungszahlen weitergeschrieben. Legt man diese Bemessung zugrunde, dann würde Deutschland in weiten Teilen de facto als überversorgt gelten. (4)

In der Realität warten Patienten und Patientinnen monatelang auf Psychotherapien. Psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung von Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und sozialer Teilhabe. „Die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, das krisenhafte Erleben, das für viele Menschen zu einem Dauerzustand geworden ist und die steigende Multimorbidität werden den Unterstützungsbedarf weiter steigen lassen“, erläutert Alexander Ackermann. Gerade auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychologie ist eine deutlich erhöhte Nachfrage zu bemerken. „Sollte sich hier nicht eine tragfähige Lösung abzeichnen, wird diese Hypothek das deutsche Gesundheitssystem noch viele Jahre belasten“, so Alexander Ackermann.

Im Rahmen seiner Tätigkeit bei INSITE hat Alexander Ackermann einen klaren Blick auf die Situation.

Da die Unterstützungsprogramme meinEAP und talingoEAP auf Beratung, nicht auf Therapie ausgerichtet sind, gehört es zu den Aufgaben von Alexander Ackermann, Klientinnen und Klienten bei einem angezeigten Therapiebedarf in das gesetzliche Versorgungssystem überzuleiten. Dass die Wartezeiten zunehmen, erlebt er tagtäglich. Und zwar deutschlandweit.

Um für behandlungsbedürftige Mitarbeitende (und deren Angehörige) die Wartezeiten bis zum Antritt einer Therapie zu überbrücken und ihnen gleichzeitig Rückhalt zu bieten, haben er und die EAP-Beraterinnen und Berater vor einiger Zeit die Online-Gruppe team4u ins Leben gerufen. Das Online-Format bietet Wartenden eine anonyme Ressourcenstärkung unter therapeutischer Anleitung. „Nur einfach Abwarten und Klagen ist nicht unser Ansatz.“, so Alexander Ackermann. Dass er und die Kolleginnen und Kollegen damit richtig liegen, spiegeln ihnen viele Rückmeldungen der Klienten und Klientinnen wider.

Weitere Informationen auf www.meineap.de oder treffen Sie unsere Expertinnen und Experten bei den Live-Talks.

 


(1) www.kbv.de/html/1150_62510.php

(2) www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_N022_23.html

(3) Siehe Interview mit ​Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer: „Aktuell haben wir etwa 47. 000 approbierte Psychotherapeuten – aber nur rund 25. 000 davon haben einen Kassensitz, 40 Prozent von ihnen sogar nur einen halben.“ www.psychologie-heute.de/gesundheit/artikel-detailansicht/39530-das-lange-warten.html

(4) www.deutschlandfunkkultur.de/streit-um-kassensitze-aerger-fuer-angehende-100.html