(copy 1)

(copy 1)

Finden von neuen Routinen

EAP-Beratung: Hilfe im Umgang mit einer neuen Normalität

| Allgemeines, Mitarbeiter,

Der Lockdown ist gefühlt schon lange vorbei, die alte Normalität kommt trotzdem nicht zurück. Was beschäftigt die Menschen in dieser unsteten Zeit? Mit welchen Themen kommen sie in die EAP-Beratung? Und wie sieht dort der neue Alltag aus?

Wir sprechen mit Ludmila Peregrinova, Psychologin und EAP-Beraterin bei INSITE.

Frau Peregrinova, finden wieder persönliche Beratungen statt und falls ja, wie sehen diese aus?

Wir beraten seit ca. Ende Juni wieder persönlich – sofern das gewünscht ist. Voraussetzung hierfür ist, dass sich alle an die Hygieneregeln halten. Für INSITE und die Beratung heißt dies, mindestens 1,5 m Abstand einhalten, kein Körperkontakt (z.B. Händeschütteln), regelmäßige Raumlüftung und Händedesinfektion aber vor allem eben die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht.
Weiterhin haben wir eine Plexiglasscheibe in unseren Beratungsräumen, die allen zusätzliche Sicherheit gibt.

Wird dies gut angenommen?

Die Regeln ja, denn bereits bei der Terminvereinbarung wird hierauf hingewiesen. Generell kann man jedoch sagen, dass sich viel auf die telefonische Beratung verschoben hat.

Ist die Corona-Pandemie denn weiterhin Thema in den Beratungen?

Nicht mehr so stark, wie vor ein paar Wochen noch. Es werden wieder mehr Gespräche zu allgemeinen Schieflagen wie beispielsweise Partnerschaftskonflikte nachgefragt. Hier kann man vermuten, dass dies alte Themen sind, die während des Lockdowns einfach nur geschlummert haben.

Jedoch lässt sich auch beobachten, dass bei einigen während dieser Zeit Konflikte hochkamen, die bereits vorher latent existierten. In diesem Ausnahmezustand, den wir alle erlebt haben, war es auf kleinem Raum besonders schwierig, die Normalität aufrecht zu erhalten.

Sie meinen, die Probleme haben sich verschärft? Warum ist das so?

Ja, genau. Vorhandene Reizpunkte hatten dann keine Ausgleichsmöglichkeit mehr und kamen verstärkt hoch. Beispielsweise konnte man sonst über soziale Kontakte, Gespräche mit Freunden, Sport oder Kultur die Spannungen kompensieren. Diese Ressourcen, die zum Stressausgleich wichtig sind, haben gefehlt.

Sind es nur Konfliktthemen, die nun verstärkt in der Beratung auftauchen?

Nicht nur, ein weiteres großes Thema ist die Beratung von Führungskräften. Fragen, die wir hier klären, sind beispielsweise: Wie gestalte ich für meine Mitarbeiter eine Rückführung zur Arbeit? Wie kann ich mit den unterschiedlichen Lebenslagen und Reaktionen meiner Beschäftigten umgehen?

Ist diese Angst noch sehr präsent?

Das kommt ganz auf die persönliche Situation an. Ich erlebe in der Beratung, dass viele eine Ambivalenz empfinden zwischen der Möglichkeit, wieder nahe soziale Kontakte zu leben und den Ängsten und Unsicherheiten.

Hier versuchen wir zunächst herauszufinden, woher diese Sorgen und Ängste kommen, beispielsweise aufgrund der gesundheitlichen Situation der Mitarbeiter, oder deren Angehörigen. Auch wirtschaftliche Unsicherheiten kommen dazu.

Wie geht man damit gut um?

Als Führungskraft ist es gut, hier offen zu sein, Transparenz zu schaffen, Gespräche zu führen und versuchen, die Ängste ernst zu nehmen, neue Routine zu schaffen und auch kreativ zu sein, in der individuellen Gestaltung. Als Mitarbeiter kann ich meinen Vorgesetzten auch direkt hierauf ansprechen.

Es sind quasi zwei Ansatzpunkte. Einerseits versuchen wir zu klären, wie wir für die Betroffenen Sicherheit schaffen können und welche Ängste ggf. tiefer sitzen und diese berücksichtigen. Andererseits sollte auf betrieblicher Ebene und individuell geschaut werden, was für den Einzelnen Sinn macht.

Was können Sie generell empfehlen?

Man darf nicht vergessen, dass wir uns immer noch in einem Veränderungsprozess befinden, der von uns allen hohe Anpassungsfähigkeit verlangt. Das alte „Normal“ existiert nicht mehr, das neue hat sich noch nicht gesetzt. Die größte Herausforderung wird sein, für uns selbst neue Routinen zu finden.

Hilfreich ist, wenn man versucht zu akzeptieren, dass die Welt nun anders aussieht und sich dies auch in ein paar Wochen nochmals ändern kann.

Wie kann ich mich darauf vorbereiten?

Vorbereiten ist schwierig, da sehr viel ungewiss bleibt. Aber man kann versuchen, aus dem alten und dem neuen Alltag Elemente zu finden, die ich miteinander in Einklang bringen kann.
Dies kann sein, dass ich für mich festlege, mich wieder einmal pro Woche mit meinen Freundinnen zu treffen. Aber eben auf Abstand.
So gehe ich meinen Bedürfnissen nach, fülle meine Reserven auf und halte mich zusätzlich an die empfohlenen Hygieneregeln.

Vielen Dank für das Gespräch!